Suche in Eurocity

zurück

Mit der Inlandsbanan nach Lappland


Die Inlandsbanan (nein keine Tropenfrucht) ist eine Bahnstrecke die Schweden in Nord- Südrichtung (im Inland – sic!) durchquert. Und da sich das spannend anhört, hab ich es einfach einmal versucht. Sie beginnt in Kristinehamn im saftigen Grün Südschwedens und endet nach 1300 Kilometer im Land der Mitternachtssonne, nördlich des Polarkreises, in Gällivare. Eine Leserreportage von Günther J. Mitterer


Heute hat die Inlandsbahn für den Personenverkehr nur noch eine geringe Bedeutung. Die Personenbeförderung beschränkt sich auf die Sommermonate und wird hauptsächlich von Touristen genutzt. Die Fahrt wird oft unterbrochen, um Attraktionen zu besichtigen oder um Mahlzeiten einzunehmen. So gestaltet sich die Reise abwechslungsreich und kurzweilig.

Gleich hinter Mora im Süden, beginnt die für die Inlandsbahn charakteristische Fahrt durch die Wildnis Schwedens. Dichte Wälder und zahlreiche Seen und Flüsse säumen die Strecke.

Die größte Stadt an der Strecke ist Östersünd, etwa in der geographischen Mitte des Landes. Das Freilichtmuseum Jamtli Historieland bietet einen Einblick in das Alltagsleben des 18. und 19. Jahrhunderts - Schauspieler in historischen Kleidern beleben die Szenerie.

Anschaulich erläutert werden die Geschichte, die nordische Gebirgswelt und die dort heimischen Tierarten. Stichwort Tierarten. Etwas außerhalb, am See Störsjön liegt Moose Garden. Helge und Elvira, zwei von mehreren ausgewachsenen Elchen wollen gefüttert und gestreichelt werden.

Der nördliche Abschnitt von Östersund bis Gällivare ist der längste Teil. Die Fahrt dauert über 13 Stunden. Hier empfiehlt es sich die Strecke in zwei Etappen zu absolvieren und zum Beispiel einen Stopp im Batsuoj Sami Camp in der Nähe von Slagnäs einzulegen.

Gesagt – getan. Lotta holt mich von Bahnhof ab und erzählt mir schon auf der Fahrt zum Camp von der Tradition der Sami und ihrer Vorfahren. Angekommen im Dorf entfachen wir ein Lagerfeuer und Lotta veranschaulicht weiter tiefgründige Geschichten über das Leben mit und von der Natur in einer, speziell im Winter, doch recht rauen Umwelt, von Elchen, von Renntieren und deren Nutzung. Sie setzt einen rabenschwarzen Cafe auf, während ich frisches Feuerholz herbeischaffe.

Dann erzählt sie weiter von ihren Vorvätern und deren Jagdtraditionen. Der Bärenjagd zum Beispiel. Denn kein Tier ist im samischen Schamanismus tiefer verankert als der Bär. Einen Bär zu erlegen bedeute in ihrer Kultur einen „Freund“ zu töten und wurde nur in allergrößter Not und mit höchstem Respekt praktiziert. Zeugen dieses Rituals sind so genannte Bärengräber. Dabei werden die Knochen des Tiers an die Tötungsstelle überführt und dort bestattet damit die Seele des Tieres Frieden finden kann…

Derart von neuen Eindrücken berührt übernachte ich im „Kata“ – Lapp cot – der typischen Behausung der Sami auf Birkenästen und Renntierfellen und bei offenem Feuer….

Noch immer im Bann von Lottes Erzählungen geht es am nächsten Tag weiter nach Arjeplog. Silber prägte die Geschichte des Ortes, denn in den umliegenden Wäldern begann man bereits im 16.Jahrhundert mit dem Silberabbau, der heute freilich eingestellt ist. Was liegt also näher als ein Besuch im Silver Museet von Arjeplog. Hier dreht sich, wie der Name vermuten lässt, alles um das Edelmetall – vom Abbau bis zur Verarbeitung großer, durchbrochener Schmuckstücke, dem so genannten „Lappensilber“.

Über Arvidsjaur, dem kleinen Städtchen mitten in Lappland in dem bereits 1607 eine Kirche erbaut, und damit die Zwangschristianisierung des Urvolkes vorangetrieben wurde, geht es nach Jokkmokk der Hauptstadt der Samen. In der Kommune liegt auch das Weltkulturerbe der UNESCO – Laponia - mit seinen unzähligen Nationalparks. Für viele Reisende sicherlich ein Höhepunkt - der „Polcirkeln“. Natürlich wird ein Stopp eingelegt um den nördlichen Polarkreis traditionsgemäß zu überspringen.

Endstation der Inlandsbanan ist Gällivare. Mit Kontrasten der Mitternachtssonne auf dem Gipfel des 823 m hohen Dundret bis zu einem spannenden Besuch im Bergwerk 1000 m unter der Erde ein würdiges Etappenziel. Denn in Gällivare schließt die Lapplandbahn nach Kiruna und Narvik im Norden an, und dann ist ja nicht mehr allzu weit zum Nordkap…… Aber das ist eine andere Geschichte!

Stichwörter
Die Sámi sind ein in Lappland - in Norwegen, Schweden und Finnland (vereinzelt auch in Russland) – lebendes indiges Volk. Die Sprache der insgesamt etwa 70.000 Sámi gehört zu den Finno-ugrischen Sprachen und ist eine der kleinsten in Europa. Das schwedische Weltkulturerbe Laponia liegt in Lappland und ist mit 9.400 Quadratkilometern Europas größte Naturlandschaft, die bisweilen noch weitgehend unbeeinflusst ist. www.laponia@nu

Auf nach Lappland

Die Saison der Inlandsbanan beginnt Mitte Juni und endet Mitte September. Während der ganzen Saison kann zwischen Pauschalreisen und Inlandsbahnkarten gewählt werden. Pauschalreisen werden auch ab Stockholm geboten.

www.inlandsbanan.se


Weitere Beiträge zum Thema:

Helsinki: Gratis ins Internet




60 Jahre Wien: 1945–2005. Geschichte & Geschichten
von Dr. Manfred Lang. Herausgeber Dr. Michael Ludwig und Ing. Fritz Hofmann
alle Bücher anzeigen


Welche Verkehrsmittel würden Sie für Ihren Österreich-Urlaub bevorzugen?

Das Auto.
Die Bahn.
Den Bus.