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Leben am Fuße des Vulkans


Foto: SMCA
Die italienische Metropole ist ein Ort der Verschmelzung von Kulturen. Aber auch Leben, Liebe und Sterben liegen hier am Golf dicht beieinander. Die Straßen sind mit schwarzen Steinen aus Lava vom Vesuv gepflastert. In Neapel liegt unter dem Pflaster nicht der Strand; unter dem Pflaster glimmt das Feuer.


Aus Vater Nil ist Mutter Neapel geworden. Wer in der Altstadt durch jene schnurgerade, in die Häuserfluchten eingekerbte Straße geht, die ungeachtet ihrer verschiedenen offiziellen Namen hier einfach Spaccanapoli heißt, stößt unweit der Via San Gregorio Armeno mit ihren unzähligen Krippenfiguren, den berühmten pastori, auf die monumentale Steinfigur eines ruhenden, bärtigen Mannes auf marmornem Sockel.

Das könnte neapolitanisches Barock sein, ein Werk im Stil des großen Bernini, dessen Arbeiten man hier immer wieder begegnet. Aber die Figur ist älter. Sie stammt aus römischer Zeit und stellt den Flussgott Nil dar.

Piazzetta del Nilo heißt auch der kleine Platz, wenigstens offiziell, hier zweigt die schmale Via del Nilo ab, und natürlich gibt es an der Ecke auch eine Bar Nilo. Aber eigentlich heißen Figur und Umgebung ganz anders – und schon dieses "eigentlich" führt zu jenen unklaren Identitäten, wie sie dem Besucher aus dem Norden in Neapel immer wieder begegnen, nicht nur in den variablen Namen der Dinge, sondern auch in ihren unterschiedlichen kulturellen Deutungen.

Corpo di Napoli sagt man zu der Statue des Flussgottes Nil, also "Körper" oder "Leib Neapels". Neapel als Nil? Der Nil als Neapel? Vermutlich kam die Skulptur ursprünglich mit alexandrinischen Kaufleuten nach Neapolis, die hier, am Decumanus inferior des antiken Stadtzentrums, ihre Handelskolonie hatten. Vielleicht verdankt sie ihre Existenz auch dem im ersten Jahrhundert im Römischen Reich in Mode kommenden "Ägyptenkult", von dem im nicht weit entfernten Pompeji der Isis-Tempel zeugt. ... Dieter Richter

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