Neapel: Leben oder sterben |
Wenn man Roberto Saviano zuhört, ist das, was Neapel im vergangenen November widerfuhr, gar nicht im Sinne der Camorra gewesen: der weltweite Medienrummel um das organisierte Verbrechen in der Vesuv-Metropole. Denn Saviano, 28, hat in seinem Bestseller „Gomorra“ mit dem überholten Klischee des Camorrista als einfacher Tagelöhner im dunklen Sonntagsanzug mit der „lupara“, dem Gewehr mit abgesägtem Lauf, gründlich aufgeräumt: „Die Carmorra ist heute ein modernes Wirtschaftsunternehmen, das weniger von Schutzgeldern als von der Investition ihrer Profite aus dem Drogenhandel im legalen Wirtschaftskreislauf lebt. Dazu kommen die Erlöse aus der Produktpiraterie von Luxusgütern, Gewinne aus der Geldwäsche durch Firmenbeteiligungen und Unternehmensgründungen, aus Investitionen im Tourismus, in der Gastronomie und Baubranche, von öffentlichen Aufträgen wie der Müllentsorgung auf illegalen Deponien.“ Nur eins will die Camorra partout vermeiden, meint der Autor, der selbst im Camorra-Bezirk Casal di Principe in Caserta aufgewachsen ist, das Licht der Öffentlichkeit. Die neapolitanische Mafia hat sich in den letzten Jahren immer mehr dem Business-Stil des legalen Unternehmertums angepasst, um ja nicht aufzufallen. So betreibt zum Beispiel eine Camorra-Familie aus Mondragone mehrere Restaurants in Italien und in Schottland, die sogar in einem Reiseführer empfohlen werden. Der Boss selbst reiste nach Paris, um auf einer Gastronomie-Messe seinen tüchtigen Familienbetrieb dem Fachpublikum vorzustellen. „Die Grenzen zwischen Legalität und Illegalität verwischen immer mehr“, berichtet Saviano und widerlegt ein anderes Klischee: die Camorra sei eine Entwicklungsbremse, ein wirtschaftlicher Hemmschuh. Im Gegenteil: Für viele Betriebe in der wirtschaftlich armen Region Kampanien stellen die Mafia-Clans einen unersetzlichen Mehrwert dar. An den „Boss“ kann sich jeder Unternehmer wenden, wenn ihm etwa die Banken keinen Kredit mehr gewähren. Als Gegenleistung wird das vom Camorra-Syndikat „geförderte“ Unternehmen die Firmen der Mafia mit Aufträgen versorgen, schmutziges Geld reinwaschen und „Familienmitglieder“ beschäftigen. Dafür hält der Clan seine schützende Hand über den Betrieb und kassiert seine Beteiligung am Profit, die für den Unternehmer quasi eine Versicherung darstellt. Neugierig auf den ganzen Text der Reportage von Luisa Brandl? Dann bestellen Sie jetzt die aktuelle Ausgabe des Magazins eurocity (1/07) oder am besten gleich ein Jahresabo um nur 7,99 Euro bei unserem Leserservice (Tel. 01/74095-466 oder per Fax 01/74095-477). |
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